An die Opfer am „Ort mit doppelter Vergangenheit“ erinnert
Beim 28. Mahn- und Gedenktreffen der Initiativgruppe Lager Mühlberg sagte Brandenburgs Staatskanzleichef Martin Gorholt: „Das Besondere hier ist, dass die doppelte Vergangenheit des Ortes bewusst wahrgenommen und aufgearbeitet wird. Hier wird der Blick auf die ganze Geschichte gelenkt, auf die vielen Schicksale der Opfer beider Lager.“
Im ehemaligen Stammlager Mühlberg wurden zwischen 1939 und dem Kriegsende vom nationalsozialistischen Terrorregime tausende Kriegsgefangene, unter anderen Polen, Dänen, Serben, Franzosen, Briten und Sowjetsoldaten interniert. Zusammengepfercht und jenseits jeder menschenwürdigen Behandlung hatten besonders letztere kaum eine Überlebenschance. Im September 1945 übernahm der sowjetische Geheimdienst NKWD den Ort des Grauens und gründete das Speziallager Nr. 1. Bis 1948 wurden über 21.000 Menschen ohne rechtsstaatliche Grundlage und ohne Urteil festgehalten. Etwa 7.000 starben. Erst seit 1990 ist es möglich, die Geschichte des Lagers zusammen mit den Einzelschicksalen zu ergründen.
Der Staatskanzleichef dankte den Organisatoren, deren sensibler Umgang mit der schwierigen Geschichte des Ortes ein gemeinsames Gedenken der beiden Opfergruppen möglich macht. Der Gedenkort in Neuburxdorf sei zugleich eine Stätte der Erinnerung und der historisch-politischen Bildung. Die Aktivitäten der Initiativgruppe und vieler engagierter Bürgerinnen und Bürger vor Ort trügen dazu bei, Geschichte für junge Menschen und zukünftige Generationen wachzuhalten. „Das Wichtigste ist, junge Menschen an das Geschehene zu erinnern, ihnen ein Gefühl für die Vergangenheit zu geben. Es kann keinen Schlussstrich geben. Wir müssen heute feststellen, wie schwer es ist dafür zu sorgen, dass Menschen Antworten auf ihre Sorgen und Ängste nicht in Fremdenfeindlichkeit oder Intoleranz suchen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert unermüdlichen Einsatz“, sagte Martin Gorholt.