Als Wittkes Laden zum Museum wurde
Am 18. Mai 2021 feiert eine Finsterwalder Institution ihren 40. Geburtstag. An diesem Tag im Jahr 1981 öffnete das damalige Kreismuseum erstmals seine Türen. Die Geburtstagsparty muss pandemiebedingt ausfallen, deswegen soll in dieser Form an das Jubiläum erinnert werden.
Es brauchte drei Anläufe über fast 50 Jahre, bis es endlich gelang, in Finsterwalde ein Museum zu gründen. Pläne in den 1930er- und 1950-er Jahren, ein Heimatmuseum im Schloss zu etablieren, scheiterten. Erst als der damalige Landkreis Finsterwalde 1975 beschloss, ein Regionalmuseum einzurichten, kam die Sache ins Rollen. Das Schloss als Museumsort schien der Stadt nicht geeignet, denn man fürchtete mögliche Besucher aus der BRD als Sicherheitsrisiko für die Verwaltung.
So fand ein Vorschlag des Dresdner Denkmalschützers Prof. Nadler Beachtung, der den damals erst kurze Zeit leerstehenden Kolonialwarenladen Wittke ins Spiel brachte. Nadler empfahl dem Landkreis, das erhaltene Inventar des Ladens und das Grundstück in der Langen Straße 8 als Grundstock für ein Museum zu nutzen. Der von Gottfried Friedrich Wittke 1850 gegründete Laden war nach dem Tod seiner Enkelin Johanna Wittke Anfang 1975 an eine Erbengemeinschaft gefallen. Diese erklärte sich bereit, das Grundstück mit der Ladenausstattung zu verkaufen.Die Vorbereitungen für den Aufbau begannen mit der Einstellung eines Museumsdirektors zum 1. September 1976. Der Lehrer Paul Troschke (1922 – 2010), seit vielen Jahren als Geschichtsforscher aktiv, schrieb in seinen Erinnerungen: „Es war eine neue Aufgabe, die reizte. Gewiss, sie verlangte Initiative und Schöpferkraft, Optimismus und Enthusiasmus und vor allem eine große Portion Mut. Doch von jedem war etwas vorhanden.“ Vor allem war er langjähriger Pädagoge, der gut mit Menschen konnte. Paul Troschke prägte nicht nur den späteren langjährigen Museumsleiter Dr. Rainer Ernst, sondern ebenso Olaf Weber, heute wissenschaftlicher Mitarbeiter im Museum, der sich noch gut an Troschkes Heimatkunde-Unterricht Anfang der 70er-Jahre erinnern kann. Und auch Babette Weber, heute Leiterin des Museumsverbunds, absolvierte 1986 ihr erstes Musemspraktikum unter Paul Troschkes Leitung.
Mit der Wende 1989/90 und der Bildung des neuen Landkreises Elbe-Elster änderte sich auch im Museum vieles. Noch im alten Kreis Finsterwalde und unter der Ägide von Dr. Rainer Ernst, von 1986 bis 2017 Museumsleiter, hatte ein umfangreiches Programm der Modernisierung und Erweiterung des Hauses begonnen. Der alte Speicher des Kaufmanns an der Badergasse wurde abgerissen. An gleicher Stelle entstand ein Neubau, in dem das Museum bis heute seine Sonderausstellungen zeigt. Der gleichzeitig mit einem Glasdach versehene Museumshof diente nun als Foyer und Konzertort. Gleichzeitig veränderte sich die inhaltliche Ausrichtung des Museums. Mit der Kreisgebietsreform wurden die regionalgeschichtlichen Ausstellungen nach und nach durch Ausstellungen zu den Themen Einzelhandel und Sangesgeschichte ersetzt. Nur die Finsterwalder Sänger, die natürlich auch heute im Museum stehen, vertreten noch die Geschichte Finsterwaldes. Mit dem Ausbau des zweiten Museumsgrundstückes ab 2002, dem benachbarten früheren Gasthof Weißes Lamm, erweiterten sich die Ausstellungsflächen ein zweites Mal.
Wesentlich für die Außenwirkung des Museums sind die inzwischen über 250 Sonderausstellungen, von denen die Ausstellung „Sandmann auf Reisen“ (1995) wohl die publikumsträchtigste war. Die Ausstellungen zu den „Juden in der Niederlausitz“ oder zum Christentum in unserem Kirchenkreis dürften ebenfalls in Erinnerung geblieben sein.
Ankündigung
Das Finsterwalder Museum entstand rund um den ehemaligen Wittke’schen Kolonialwarenladen, und so liegt es nur nahe, im Jubiläumsjahr auf diesen Ursprung zu verweisen. Mit der Sonderausstellung „Die bunte Welt des Einkaufs“ wird – sobald möglich – ein Einblick in die umfangreiche Sammlung
von Elfriede Roggors gegeben. Über mehr als fünfzig Jahre trug sie eine Kollektion von Puppenkaufläden, Puppenstuben und Spielzeug zusammen, die in ihrer Vielfalt einen Zeitraum von fast zwei Jahrhunderten umfasst. Ein wunderschönes Erlebnis für Freunde historischen Spielzeugs, Einkaufsnostalgiker und Familien oder Großeltern mit Kindern.