29.04.2025
„Der Verlorene Transport“ – 80 Jahre danach: Tröbitz erinnert, mahnt und bewahrt
Gedenkfeier mit Zeitzeugen, Überlebenden und Politikern würdigt die Befreiung jüdischer Häftlinge und setzt ein Zeichen gegen das Vergessen
Nach der Gedenkfeier an der Kirche gedachte man auf dem jüdischen Friedhof in Tröbitz der Opfer.
© Pressestelle Kreisverwaltung/Tilo Wanka
An der diesjährigen Gedenkveranstaltung nahmen Überlebende, Nachkommen von Überlebenden, Zeitzeugen sowie Bürgerinnen und Bürger aus Tröbitz teil. Auch Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Diplomatie waren anwesend: unter ihnen Landrat Christian Jaschinski (Elbe-Elster), Staatssekretär David Kolesnyk (Staatskanzlei Brandenburg), Ran Ronen vom Zentralrat der Juden in Deutschland sowie Anan Zen von der israelischen Botschaft.
Nach den offiziellen Kranzniederlegungen an der Kirche und dem jüdischen Friedhof fand eine Gedenkveranstaltung in der Evangelischen Grundschule Tröbitz statt. In bewegenden Redebeiträgen betonten die Sprecher die bleibende Verantwortung aller Generationen, das Gedenken an die Opfer wachzuhalten. Die Geschichte des „Verlorenen Transports“ sei Mahnung und Vermächtnis zugleich – eine Erinnerung daran, wozu Menschen im Zeichen von Hass und Ideologie fähig sind, aber auch ein Zeichen der Menschlichkeit, Solidarität und Hoffnung in dunkler Zeit. Landrat Jaschinski dazu in seinem Grußwort: „Wir dürfen nicht zulassen, dass Hass und Ausgrenzung in unserer Gesellschaft Wurzeln schlagen. Die Menschlichkeit muss stets unser höchster Maßstab bleiben – für jeden Einzelnen.“
Vor 65 Gästen eröffnete Landrat Christian Jaschinski die Gedenkveranstaltung in der Evangelischen Grundschule Tröbitz.
© Pressestelle Kreisverwaltung/Tilo Wanka
Gerade heute, in einer Welt, die wieder zunehmend von Krieg, Antisemitismus und politischer Radikalisierung erschüttert wird, ist das Erinnern nicht nur eine historische Aufgabe, sondern ein Fundament unserer demokratischen Gegenwart.
Hintergrund:
Der „Verlorene Transport“ war einer von drei Zügen, mit denen die SS im April 1945 insgesamt rund 6.800 jüdische Häftlinge aus dem Konzentrationslager Bergen-Belsen in Richtung Theresienstadt deportieren wollte. Viele von ihnen waren als sogenannte „Austauschjuden“ Geiseln im Machtkalkül des untergehenden NS-Regimes. Während ein Zug sein Ziel erreichte und ein weiterer bei Magdeburg befreit wurde, blieb der dritte Transport bei Tröbitz liegen. In den frühen Morgenstunden des 23. April 1945 entdeckten Soldaten der Roten Armee die versiegelten Waggons – darin über 2.000 schwerkranke, ausgehungerte und entkräftete Menschen. Für viele kam jede Hilfe zu spät.