Die Brockmüllersche Sammelleidenschaft – ein Glücksfall für die Puppentheatergeschichte
5.000 internationale Puppentheater-Objekte für das Mitteldeutsche Marionettentheatermuseum Bad Liebenwerda erworben / Offizielle Übergabe durch Karin Brockmüller und die Fördermittelgeber am 21.12. 2016
Die Puppentheatersammlung von Karin und Uwe Brockmüller lässt sich nur in Superlativen beschreiben: Sie enthält rund 5.000 Objekte rund ums Puppentheater, darunter allein über 2.000 Figuren. Mithilfe des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, der Kulturstiftung der Länder, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkassenstiftung „Zukunft Elbe-Elster“ konnte diese bedeutsame Sammlung nun für das mitteldeutsche Marionettentheatermuseum angekauft werden und wurde dem Haus des Museumsverbunds des Landkreises Elbe-Elster am 21. Dezember durch die Fördermittelgeber überreicht.
Dass mit der Sammlung Brockmüller aus Unterfranken eine der bedeutendsten privaten Puppentheatersammlungen so kurz vor Weihnachten an das Museum übergeben werden konnte, ist nicht nur ein großes Geschenk, sondern auch eine Herausforderung, die ein enormes Zukunftspotential birgt. Damit kann das Museum künftig nicht nur die Geschichte der regionalen mitteldeutschen Puppenspieltradition erzählen. Die vom verstorbenen Uwe Brockmüller in aller Welt gesammelten Puppentheaterobjekte öffnen der Ausstellung einen internationalen Horizont: Der Puppenspielkasper des Wandermarionettentheaters empfängt seine große Verwandtschaft aus Deutschland, Tschechien und Europa sowie der weiten Welt. Handpuppen und Marionetten aus Deutschland, Stabmarionetten aus Böhmen, fast lebensgroße sizilianische Marionetten und eine allein schon optisch beeindruckende Vielzahl an historischen Handpuppen aus Italien, Belgien, Frankreich und England kommen mit dem Ankauf nach Bad Liebenwerda. Erwähnt werden müssen auch die zahlreichen Marionetten, Stabfiguren und Schattenfiguren aus Indien, China, Indonesien und das eindrucksvolle vietnamesisches Wassertheater. Ebenso finden sich afrikanische Figuren im Bestand. Doch ist die Neuerwerbung nicht nur eine reine Figurensammlung. Besonderen volkskundlichen Wert besitzt die umfangreiche Sammlung an Fastnachtsmasken aus dem deutschsprachigen Raum, die Anknüpfungspunkte zur im Elbe-Elster-Land noch lebendigen Fastnachtstradition bietet. Uwe Brockmüller versuchte zudem, immer auch das dazugehörige Theater mit den Spielern zu dokumentieren, was den wissenschaftlichen Wert der Sammlung untermauert. Markus Dorner, Leiter des Museums für PuppentheaterKultur Kreuznach, hat die Bedeutung der Sammlung mit den folgenden Worten auf den Punkt gebracht: „Die Brockmüllersche Sammelleidenschaft – ein Glücksfall für die Puppentheatergeschichte“.
Der Ankauf war nur durch die finanzielle Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, der Kulturstiftung der Länder, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Sparkassenstiftung „Zukunft Elbe-Elster“ möglich. Brandenburgs Kulturministerin Dr. Martina Münch, Dr. Britta Kaiser-Schuster für die Kulturstiftung der Länder, Friedrich-Wilhelm von Rauch, Geschäftsführer der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, sowie Jürgen Riecke, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Elbe-Elster, übergaben die Sammlung am 21. Dezember nun gemeinsam mit Karin Brockmüller an das Museum.
Kulturministerin Dr. Martina Münch würdigte die Sammlung als Bereicherung für das Mitteldeutsche Marionettentheatermuseum Bad Liebenwerda. „Der Ankauf der deutschlandweit einmaligen Puppentheatersammlung wird zu einer Stärkung und Profilierung des Museums beitragen und den Standort national und auch international deutlich sichtbarer werden lassen – damit trägt das Museum Bad Liebenwerda maßgeblich dazu bei, kulturelles Erbe zu bewahren und zahlreiche Besucher in den Süden Brandenburgs zu locken.“ Dr. Britta Kaiser-Schuster betonte: „Ich freue mich sehr, dass es mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder gelungen ist, die Sammlung Brockmüller für das Mitteldeutsche Marionettentheatermuseum zu sichern. Mit dieser Erwerbung gelingt dem Museum eine noch stärkere Profilierung als Fachmuseum, das die kulturhistorische Bedeutung des Puppentheaters würdigt und die Entwicklung des Wandermarionettentheaters in einen internationalen Kontext stellt.“ Friedrich-Wilhelm von Rauch: „Wir freuen uns, mit dieser Förderung auf die Unterstützung von 1997 aufbauen zu können. Denn mit dem Ankauf der einzigartigen Gierholdschen Marionettensammlung haben wir gemeinsam mit der Sparkasse Elbe-Elster mit die Voraussetzung geschaffen, das damalige Kreismuseum zum Mitteldeutschen Marionettentheatermuseum zu entwickeln. Mit der Sammlung Brockmüller gehen wir einen Schritt weiter und wagen den Sprung auf die internationale Bühne.“ Für Jürgen Riecke ergänzt diese Erwerbsförderung ein langfristiges Engagement für die regionale Kultur: „Unsere Sparkassenstiftung unterstützt den Museumsverbund des Landkreises Elbe-Elster auf vielfältige Weise.“ Christian Heinrich-Jaschinski, der als Landrat des Landreises Elbe-Elster den Museumsträger repräsentiert, hob hervor: „Das ist eine kulturelle Investition, die nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Mithilfe der großzügigen Unterstützung durch die Fördermittelgeber haben wir nun die Gelegenheit, das Bad Liebenwerdaer Museum in einen internationalen Kontext zu stellen.“
Die Fördermittelgeber
Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg
Das Land Brandenburg fördert vielfältige Kultureinrichtungen. In den vergangenen Jahren ist es mit umfassenden Investitionen gelungen, kulturelle Orte weiter zu entwickeln und damit die touristische Attraktivität des Landes zu steigern. Daran haben die Museen einen maßgeblichen Anteil: Denkmäler wie das reformationsgeschichtliche Museum in Mühlberg wurden aufwändig restauriert, historische Gebäude wie das Stadtmuseum in Neuruppin durch innovative Neubauten ergänzt und Ausstellungen wie etwa die Hedwig-Bollhagen-Ausstellung in Velten neu konzeptioniert. Mit Erfolg: Jährlich 3,5 Millionen Besucher in den 400 Brandenburger Museen belegen die Attraktivität der Angebote.
Förderung, Erhalt und Vermittlung des kulturellen Erbes in Deutschland und die Erwerbung von bedeutenden Kunstwerken und Kulturgütern – dieser Auftrag steht seit 28 Jahren im Mittelpunkt der Arbeit der Kulturstiftung der Länder, die 1988 in Berlin ihre Arbeit aufnahm. Von Sarkophag bis Silikat: Deutsche Museen, Bibliotheken und Archive konnten bis dato 1.060 Kunstwerke, Sammlungen, Archivalien, Handschriften und weiteres kostbares Kulturgut mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder ankaufen. Rund 170 Millionen Euro wurden dafür von den Ländern aufgebracht; im Verbund mit zahlreichen öffentlichen und privaten Mitförderern wurden Werke im Wert von rund 625 Millionen erworben. Neben der Erwerbsförderung setzt die Kulturstiftung weitere, äußerst vielfältige Akzente, etwa bei der Ausstellungsförderung, mit der Förderung von Restaurierungen im Bündnis „Kunst auf Lager“, mit einer Bildungsinitiative für Kinder, mit der Beschäftigung mit Kulturgutverlusten oder dem deutsch-russischen Museumsdialog.
20 Jahre „Bewahren, Stärken, Begeistern“. So könnte der Auftrag gelautet haben, mit dem die Ostdeutsche Sparkassenstiftung 1996 die kulturelle Bühne betrat: als Kulturstiftung und Gemeinschaftswerk aller Mitgliedssparkassen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) in Sachsen-Anhalt, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. Allein oder gemeinsam mit öffentlichen, vor allem ehrenamtlichen Kulturinitiativen setzt sie sich dafür ein, Maßstäbliches und Meisterhaftes in Stadt und Region, in Ost- und Mitteldeutschland sichtbar zu machen. Von Kunst und Musik über Literatur und Theater bis hin zur Kulturgeschichte und Denkmalpflege reicht dabei ihr Spektrum – Talenteförderung und kulturelle Bildung eingeschlossen. Etwa 1.900 Projekte wird sie von 1996 bis Ende des Jahres 2016 zusammen mit den heute 45 OSV-Sparkassen gefördert, begleitet und selbst realisiert haben. Dafür standen ihr etwa 80 Millionen Euro aus den Vermögenserträgen, dem überörtlichen Zweckertrag des PS-Lotterie-Sparens sowie den projektbezogenen Zusatzspenden der Sparkassen und ihrer Verbundunternehmen zur Verfügung. Davon wurde allein im Land Brandenburg für 478 Projekte eine Gesamtsumme von rund 17,5 Millionen Euro bereitgestellt. Die Sparkassenorganisation unterstreicht damit ihre Rolle als größter nichtstaatlicher Kulturförderer in Deutschland.
Mit ihrer Stiftung „Zukunft Elbe-Elster-Land“ setzt die Sparkasse Elbe-Elster langfristig sichtbare Zeichen der Gemeinnützigkeit und stellt dafür größere finanzielle Mittel bereit. Stiftungszweck ist die Förderung von Kunst, Kultur, Denkmalschutz, Jugend, Gesundheit, Sport, Natur- und Umweltschutz sowie der Bildung im Elbe-Elster-Land. Neben ihrem umfangreichen Engagement für die Kunst- und Kulturförderung trägt die Stiftung zudem seit mehreren Jahren als Hauptsponsor dazu bei, den Museumsverbund des Landkreises Elbe-Elster zu entwickeln und seine Häuser mit attraktiven Angeboten zu versehen.